Kfz-Elektrik |
Der moderne Generator ist nicht nur ein Stromerzeuger, er entwickelt sich immer mehr zum Manager des Bordnetzes.
Dieser Beitrag wurde bereits auch einmal im Technikprofi (TP 4/07) veröffentlicht , dem Extraheft von auto, motor und sport | Grundwissen / Lernfeld 3 Kfz |
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Seit Autos Strom benötigen, und das ist schon eine ganze Weile so, haben die Fahrzeuge kleine Kraftwerke an Bord. Anfangs reichte eine Batterie zur Stromlieferung, aber schon bald musste eine Lichtmaschine her, die analog zu den ständig steigenden Anforderungen des wachsenden Bordnetzes weiterentwickelt wurde. Aus dem inzwischen etwas irreführenden Namen Lichtmaschine wurde endlich die korrekte Bezeichnung Generator. Schließlich produziert der Generator kein Licht sondern Strom.
Geschichte des Genrators (Grafik Bosch)
Der Generator ist ein Energieumwandler
Bosch Compact | Die zahlreichen elektrischen Komponenten aktueller Autos wollen alle – manchmal sogar zeitgleich – mit Strom versorgt werden. Der früher übliche Gleichstromgenerator ist längst vom Markt verschwunden, wurde vom Klauenpolgenerator verdrängt. Der ist deutlich kleiner und leistungsfähiger und wurde durch die Siliziumdioden erst für die Großserie interessant.Heute wird die Bordspannung zumeist von riemengetriebenen Compact |
Besondere Forderungen werden an die Generatoren von Luxusautos gestellt. So arbeitet im BMW 760i ein Stromerzeuger der 180 A Strom liefert. Aber es ist noch mehr drin: Die neueste Generatoren
1 = Oberklasse, 2 = Mittelklasse Erwartete Entwicklung beim Generatorleistungsbedarf. | So viel Leistung ist inzwischen bei einigen Luxusfahrzeugen nötig. Es geht nicht nur darum die Batterie zu laden oder die Scheinwerfer zum Leuchten zu bringen, sondern es muss auch der Strom für immer aufwendigere elektronische Komfort Ein aktueller Ottomotor braucht allein als Grundlast für Zündung, Kraftstoffpumpe, Einspritzdüsen und Motor |
Kommen noch weitere Kurzzeitverbraucher wie Fensterheber, Scheiben
Im normalen Einsatzbereich eines Autos dürfte so was allerdings gar nicht vorkommen. Allerdings fahren so manche Zeitgenossen bevorzugt von der Wohnung zum Bäcker oder zum Briefkasten, bringen den Nachwuchs zum Kindergarten und stauen sich samstags in die Innenstadt. Bei einem solchen Fahrprofil läuft der Motor selten und zu kurz in einem Drehzahlbereich, der ein sicheres Laden der Batterie gewährleistet. Zudem saugen im Kurzstreckenverkehr zahlreiche Stromverbraucher gierig an der Batterie. Als Folge bricht der nicht mehr ganz frische Akku beim Starten nach der ersten Frostnacht zusammen. Nichts geht mehr. So tauchen jährlich etwa 400.000 Autos wegen entladener Batterien in der ADAC
Flüssigkeitsgekühlte Generatoren liefern den höchsten Strom | Einerseits geht die Entwicklung des Generators weiter, gleichzeitig setzen aber die Ingenieure in Zukunft auf ein Hochvoltbordnetz. Zwar ist die Entwicklung des 42 V Damit könnte auch der Startergenerator endlich seine Leistungsfähigkeit unter Beweis stellen. Schon heute haben einige Fahrzeuge so genannte Energiemanagementsysteme an Bord, die dafür sorgen, dass die Batterie nicht zu schwächeln beginnt. Die heutigen effizienten Generatoren weisen weitere Vorteile gegenüber ihren Vorgängern auf. Sie verursachen trotz gesteigerter Leistung im Extremfall bis zu 0,5 Liter weniger Kraftstoffverbrauch, sie sind leiser und benötigen weniger Platz im Motorraum. |
Bauformen
Die Drehstromgeneratoren lassen sich in drei Bauformen einteilen;
| ![]() Generator Bauformen |
Aufgrund der Klauenpolform des Läufers zählen Topfgeneratoren zu den Klauenpolgeneratoren. Sie sind relativ klein und leicht und haben zudem eine gute Leistungscharakteristik. Topfgeneratoren findet man noch in älteren Fahrzeugen und im Nutzfahrzeugbereich. Die meisten Autos werden heute mit Compact Generatoren ausgestattet, Luxusautos und zunehmend auch Oberklassefahrzeuge aufgrund des steigenden Strombedarfs mit wassergekühlten Elektrizitätswerken.
Funktion
![]() Prinzipieller Aufbau des Topfgenerators | Der prinzipielle Aufbau der drei Bauformen ist ähnlich und lässt sich am Topfgenerator sehr schön zeigen. Das physikalische Prinzip der Stromerzeugung im Generator beruht auf der elektromagnetischen Induktion. Bewegt sich ein elektrischer Leiter durch die Feldlinien in einem Magnetfeld, so wird in diesem Leiter eine elektrische Spannung erzeugt (induziert). Dabei ist es egal, welcher der Partner sich bewegt und welcher feststeht. |
Umgesetzt in den Generator bedeutet das: Die Erregerwicklung befindet sich auf dem Läufer, der wiederum auf der Welle, die vom Keilriemen angetrieben wird. Die Wicklungsenden sind mit den Schleifringen verbunden, zwei Klauenpole umschließen die Spule. Die Erregerwicklung baut im Betrieb mit den beiden Klauenpolen ein inneres Magnetfeld auf. Sobald der Läufer sich dreht, induziert er eine Spannung in der Ständerwicklung. Dazu baut die Erregerwicklung an ihren Enden einen Nord
Ein Generator wird zu Demozwecken erregt. Dabei fließt Strom über D+ (Stecker links) durch die Erregerwicklung - kfztech.de
Die Anzahl der Windungen in der Wicklung und die Größe des fließenden Stroms bestimmen wie stark das Magnetfeld ist. Der Ständer bildet das äußere Magnetfeld. Er besteht aus gegeneinander isolierten, mit Nuten versehenen Blechen, die zu einem festen Blechpaket zusammengepresst sind. In den Nuten sind die Windungen der drei Ständerwicklungen eingebettet. Diese erzeugen einen dreiphasigen Wechselstrom, der Drehstrom oder Generatorstrom genannt wird. Die neuen Generatoren
Die erzeugte Wechselspannung muss zur Versorgung von Batterie und Bordnetz noch in eine Gleichspannung umgewandelt werden. Dazu dient der Gleichrichter. Er besteht meist aus sechs Leistungsdioden, neuerdings auch aus Zenerdioden, die in Kühlbleche eingepresst sind. Ein Teil des danach zur Verfügung stehenden Gleichstroms fließt über Kohlebürsten und Schleifringe als Erregerstrom wieder zur sich drehenden Erregerwicklung.
Der Feldregler steuert den Strom in der Erregerwicklung. Er bestimmt dadurch die Höhe der Generatorspannung, die über den gesamten Drehzahlbereich des Motors konstant gehalten wird. Zusätzlich schützt er die elektrischen Komponenten vor Überspannung und verhindert ein Überladen der Batterie.
Vergleich Topf- / Compact-Generator
Vergleich der zerlegten Elektrizitätswerke, oben ein Topfgenerator unten ein aktueller Compact | Topfgeneratoren kommen immer seltener zum Einsatz. Stattdessen sorgen leistungsfähigere Compact Die Komponenten beider Bauarten sind im Wesentlichen gleich. Die Unterschiede liegen in der Anordnung der einzelnen Bauteile und in der Art der Kühlung. |
Lüftungssysteme von Topfgenerator und Compact | Der Compact |
Wassergekühlter Generator
Verbesserte Kühlung durch eine größere Luftzirkulation bedeutet allerdings auch mehr Lärm. Deshalb ist die Leistung von Compact
Im Wesentlichen ist der wassergekühlte Generator so aufgebaut wie seine luftgekühlten Kollegen. Mit einem doch sehr wesentlichen Unterschied: Durch die höheren Betriebstemperaturen kann der induzierte Strom nicht mehr über Kohlebürsten und Schleifringe übertragen werden. Stattdessen dreht sich ein Leitstückläufer ohne Schleifringe im Magnetfeld zwischen der feststehenden Erregerwicklung und dem Ständerpaket. Das macht den Generator wartungsfrei und unempfindlich gegen Staub und Spritzwasser.
Regler
Von einem modernen Generator wird inzwischen mehr erwartet als bloße Stromproduktion. Diagnose
Multifunktionsregler (MFR) 1 Steckergehäuse für Kabelbaumstecker, 2 Kühlkörper, 3 Bohrungen für Reglerbefestigung am Generator; dient auch als Regler Masseverbindung, 4 Integrierter Kohlebürstenhalter, 5 Anschluss an Generator B+, zum Abgriff von Reglerspannung und für Erregerstrom, 6 Kohlebürsten, 7 Reglerbaustein, 8 Anschluss für Generatorphase V zur Erkennung "Generator dreht" | Bei diesen Reglern sind alle Funktionsbausteine auf einem Chip integriert, was eine Reihe von Vorteilen bietet:
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Das Reglerkonzept ist auf vielseitige Einsatzmöglichkeiten abgestimmt. So bieten der Regler zusätzliche Funktionen wie Batterieüberwachung, Fehlerdiagnose, gesteuerte Lastzuschaltung der elektrischen Verbraucher (Load
Reglerfunktionen
Zwischen B+ Generator und B+ Batterie besteht immer eine Spannungsdifferenz. Die Reglerelektronik misst nun die Spannung direkt an der Batterie, was deren Ladespannung optimiert. Bosch bezeichnet dies als Batterie
Neu ist auch, dass der Vorerregerstrom, erforderlich für einen Magnetfeldaufbau im Generator, vom Regler selbst gesteuert wird und so die optimale Erregung des Generators sichert. Nach Einschalten des Fahrschalters taktet die Reglerendstufe. Das Tastverhältnis wird so gewählt, dass die jeweils minimal mögliche Angehdrehzahl des Generators sichergestellt ist. Der Regler erhält die
Generatorschaltplan
Lastzuschaltung: Load | Bei der gesteuerten Lastzuschaltung (Load |
Auch die Diagnose wird jetzt vom Generator selbst übernommen. Der Anschluss "L" steuert je nach Betriebszustand des Generators und des Bordnetzes die Anzeige
Während des gesamten Generatorbetriebs werden vom Regler ständig Signale ausgewertet und mögliche Fehler erkannt. Bei einem erkannten Fehler wird die Lampen
Tabelle 1 Fehlerauswertung der Generatorsignale
Zustand | Pegel Klemme L | Ladekontrolle |
Zündung (Kl. 15) aus | low | aus |
Zündung an, Motor steht | low | ein |
Zündung an, Motor läuft | high | aus |
Erregungsunterbrechung | low | ein |
Überspannung | low | ein |
Keilriemenbruch | low | ein |
Low = 0, 5 V – 1,5 V High = 8,0 V – 14 V |
Erkannt werden folgende Fehler:
Generatorfehler:
- Keilriemenbruch
- Unterbrechung im Erregerkreis
- Kurzschluss oder Masseschluss der Erregerwicklung
Reglerfehler:
-
Endstufe unterbrochen oder kurzgeschlossen
-
Freilaufkreis unterbrochen
Bordnetzfehler:
-
Überspannung im Bordnetz
-
Unterbrechung der Sendeleitung
-
Unterbrechung der Ladeleitung "B+" Generator / "B+" Batterie
Am Regleranschluss "DFM" (DF-Monitor) wird ein Signal ausgegeben, das den Auslastungsgrad des Generators wieder spiegelt. Diese Funktion ermöglicht eine deutliche Verbesserung der Ladebilanz. Dabei wird der aktuelle Auslastungszustand des Generators erfasst. So kann zum Beispiel vom Motormanagement die Leerlaufdrehzahl angehoben oder vom Bordnetzsteuergerät die Leistung durch Abschalten unwichtiger Verbraucher reduziert werden. Droht also eine zu niedrige Bordnetzspannung, die ein sicheres Starten des Motors gefährden könnte, oder sicherheitsrelevante Verbraucher mit unzureichender Spannung versorgt, können Komfortverbraucher wie die heizbare Heckscheibe kurzzeitig abgeschaltet werden.
DasDFM-Signal zeigt das Tastverhältnis des Erregerstroms. Die Impulsweite ist abhängig vom Arbeitspunkt des Generators (Belastung, Drehzahl und Temperatur). Der Anschluss "DFM" liefert ein Abbild des Signalverlaufs von "DF".
Generator DFM Signal - kfztech.de
Bei den neuen Generatoren von Bosch (Efficency Line) werden mit MFR Reglern oder mit Reglern mit Kommunikationsschnittstelle ausgeliefert. Die Regler liefern besipielweise ein pulsweitenmoduliertes DFM-Signal oder können via LIN-Bus kommunizieren. Dadurch können die Ladebilanz, Rekuperation und Drehmomentmanagement verwirklicht werden.
>>> mehr zum Multifunktionsregler
Smart- Charge-
SystemFord geht mit seinem Smart
![]() Smart-Charge von Ford | Das Smart Charge Außerdem erhöht das Motorsteuergerät bei zu hoher Generatorbelastung die Leerlaufdrehzahl, um die Generatorleistung anzuheben. |
Die Generatorspannung kann zwischen 12,5 V und 16,5 V liegen. Dies ist besonders zu beachten, wenn mit einem Multimeter die Batteriespannung gemessen werden soll. Das System arbeitet ausgehend von einem festgelegten Generatorspannungs
Das Motorsteuergerät steuert das Motorlaufrelais an. Dadurch werden bestimmte Verbraucher mit hoher Stromaufnahme (z.B. beheizte Frontscheibe) nur dann mit Strom versorgt, wenn der Generator arbeitet.
Bei Motorstart oder niedrigen Drehzahlen wird der Smart Charge
Bei Volllast geht es hauptsächlich darum, die Beschleunigung zu optimieren. Die Drehmomentbelastung durch den Generator wird deshalb vom Motorsteuergerät durch Absenken des Spannungsregler
Lange Zeit fristete der auch heute noch häufig als Lichtmaschine bezeichnete Generator am Rande des Motors ein wenig beachtetes und kaum Veränderungen unterworfenes Dasein. Aber inzwischen haben die, durch die Elektronik überall im Automobil ausgelösten Veränderungen, auch den Generator erreicht. Was allerdings bei einigen Systemen als elektronische Spielereien abgetan werden kann, ist beim Generatormanagement äußerst sinnvoll und notwendig. Es gilt schließlich einerseits die erforderlichen Leistungen bereitzustellen und andererseits die Ausfallsicherheit des Autos zu erhöhen.
Johannes Wiesinger
Bilder: Bosch, VW, Ford
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bearbeitet:
Autor: Johannes Wiesinger
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